Dr. Strange Filmkritik – ein seltsamer Marvel-Held

von postbrawler 28.10.2016

Hokus Pokus Fidibus! Marvel entdeckt im Film Dr. Strange die Magie für sich, und zeigt uns einen neuen Helden auf seinem zauberhaften Selbstfindungs-Trip. Ich habe mir Dr. Strange für euch im Kino angesehen, und erläutere, warum ich den Film für ein konsequentes MCU-Debut halte.

Dr. Strange

Die Marvel-Formel

Seit Iron Man im Jahre 2008 die Marvel Cinematic Universe-Lawine losgetreten hat, ist viel passiert im Kosmos der SuperheldInnen. Bösewichte werden am Fließband abserviert, während die Guten sich vor lauter Testosteron-Überschuss bereits selbst bekriegen. Am anderen Ende der Galaxie sorgen die Guardians für Recht und Ordnung. Doch wer beschützt die Erde eigentlich vor astralen Mächten? Eine Magielehrerin namens die Älteste, gespielt von Tilda Swinton tut das. Zusammen mit ein paar mystischen Kampfmönchen ringt sie im Verborgenen gegen Mächte jenseits aller Vorstellungskraft.

Egomane auf Selbstfindungs-Trip

Im Gegensatz zu gewissen DC-Konkurrenten verplempert der Film keine Zeit beim Abstecken der Rahmenbedingungen.

Den aufstrebenden Chirurgen Dr. Steven Strange juckt das zu Beginn des Films noch herzlich wenig. Er ist viel eher damit beschäftigt, sich die richtigen Klienten zu angeln, um seinen makellosen Ruf als Medizingenie nicht zu beflecken. Neben seiner ausgeprägten Selbstgefälligkeit kennzeichnet Strange auch noch die Gabe seiner präzisen Hände. Im Gegensatz zu gewissen DC-Konkurrenzprodukten verplempert der Film keine Zeit beim Abstecken der Rahmenbedingungen. Im Stakkato werden die Persönlichkeit, und der Tiefe Fall des Dr. Strange in den ersten 10 Minuten des Films abgehandelt.

Heldenreise-Reloaded

Dr. Strange ist eine klassische Origin-Story

Und noch bevor wir uns an das Ekelpaket gewöhnen konnten, haben wir es mit einem verzweifelten, machtlosen Mann zu  tun, der sich als letztem Rettungsanker den mystischen Mächten der Ältesten überantwortet. Eine klassische Origin-Story also, wie uns Marvel schon unzählige aufgetischt hat. Das Kochrezept dafür ist seit Iron Man 1 das Gleiche geblieben: Egomane wird entmachtet, um durch seinen Schmerz Läuterung zu erfahren, um anschließend Gutes zu vollbringen. Ein Mentor weist den Weg, ein Funny Sidekick sorgt für die Lacher. Und ein Schurke erlegt dem frischgebackenen Helden seine erste Prüfung auf. Heldenreise-Reloaded.

Effekt-Feuerwerk der Extraklasse

Kathedralen zerfließen in kaleidoskopischem Surrealismus

Und auch wenn sich das Erfolgsrezept bisheriger Marvel-Filme langsam abnutzt, ist es doch spannend und unterhaltsam zugleich, Benedict Cumberbatch alias Dr. Strange auf diesem Trip zu begleiten. Das ist einerseits den soliden schauspielerischen Leistungen von Cumberbatch und Swinton zu verdanken. Zum anderen den grandiosen Effekten des Films. Denn besagte Magie eröffnet des CGI-Artists eine wahre Spielwiese der Selbstverwirklichung. Da dürfen Kathedralen in kaleidoskopischem Surrealismus zerfließen, und sich ganze Städte zu daliesquen Paradoxen verbiegen. Inception auf LSD, quasi. Schon beeindruckend, wie ILM zwischen all den Explosionen und Ragdoll-Stunts auch noch die Muße findet sich der komplexen Schönheit von Architektur und mathematischer Formenlehre zu widmen.

Bösewicht aus dem Lehrbuch

Natürlich kommen auch klassische Explosionen nicht zu kurz, in diesem Falle sogar in der Zeit rückwärts ablaufend. Daraus ergeben sich einige wirklich atemberaubende Actionsequenzen, die der doch recht klassischen Handlung des Films eine beeindruckende Bühne verleihen. Auslöser der besagten Explosionen ist übrigens der abtrünnige Magieschüler Caecilius, gespielt von Hannibal-Darsteller Mads Mikkelsen. Er verkörpert das kompromisslos Böse, weswegen ihm sein Charakter nicht allzu viel Tiefgang und Schauspielkunst abverlangt. An seiner Seite kämpft übrigens niemand geringerer als Scott Adkins, der bald wieder als Yuri Boyka für berstende Knochen sorgen wird.

Fazit zu Dr. Strange

Welcher höheren Macht Caecilius und seine Zeloten dienen, und wie der Magie-Azubi Steven Strange ihrer Herr wird, das erfahrt ihr im Kino. Und wenn ihr euer Gehirn dabei auf Standby schaltet, und nicht versucht, so manches Phänomen (wie Zeitschleifen) zu hinterfragen, dann werdet ihr dabei auch jede Menge Spaß haben. Im Hinblick auf den aufkeimenden Infinity War dürfte Cumberbatch alias Dr. Strange jedenfalls eine willkommene Bereicherung des anwachsenden HeldInnen-Casts sein. Mit ein paar frischen Assen in seinen Ärmeln, und einem fliegenden Mantel an seiner Seite, kann diesen Doktor nichts so leicht aus der Fassung bringen. Nicht einmal ein vorhersehbares und wenig innovatives Script. Diese Eigenschaften machen Dr. Strange zu einem konsequenten Beitrag uns Marvel Cinematic Universe, aber auch nicht recht viel mehr als das.

 

1 Kommentar
neuste
älteste
Inline Feedbacks
View all comments

[…] gute Guillermo Angst hat: Dem Antagonisten des Spiels wird niemand geringerer als Hollywood-Star Mads Mikkelsen sein markantes Antlitz […]